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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 54

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
54 Eine zweite Sage von Wittekind lautet: Obgleich Wittekind seinem Pferde die Hufeisen verkehrt hatte unterlegen lassen, um seine Ver- folger irre zu führen, so ist ihm trotzdem Karl der Große einstmals nahe auf den Fersen. Da wird der fliehende Wittekind unglücklicher Weise gerade durch einen breiten Graben aufgehalten; in dieser 9cot ruft er seinem Hengste vertrauensvoll die aufmunternden Worte zu: „Hengstchen, spring awer, Kriegst'n Spint Halver, Springst im nicht awer, Freten mi und die de Rawen!" Mit gewaltigem Sprunge setzt darauf das mutige Tier über das Hindernis hinweg, und Wittekind ist gerettet. Die Stadt Osnabrück in dieser sagenreichen Umgebung hat ein hohes Alter; denn schon um das Jahr 800 ließ Karl der Große hier einen Dom bauen, um welchen bald viele Ansiedelungen entstanden, die im Laufe der Zeit durch Gräben, Wälle und Türme geschützt wurden. Von den alten Befestigungswerken stehen am Walle noch vier Türme, uuter denen der sogenannte Bucksturm, im welchem selbst kriegsgefangene Grafen und Fürsten jahrelang eingesperrt wurden, der merkwürdigste ist. Das Rathaus enthält im Friedenssaale die Bildnisse der Fürsten und Gesandten, die hier im Jahre 1648 den westfälischen Frieden abschlössen, welcher dem dreißigjährigen Kriege ein Ende machte. Über dem Eingange zum Rathause ist das steinerne Standbild Karls des Großen inmitten acht anderer Kaifer angebracht, ihm zur linken Seite steht Kaiser Wilhelm I. und zur rechten Friedrich Barbarossa. Jetzt ist Osnabrück mit 40000 Einwohnern in der Provinz Han- nover die zweitgrößte Stadt, und Handel und Gewerbe stehen hier in hoher Blüte. Aus dem Osnabrückschen wird uns viel Pumpernickel geliefert und der berühmte, westfälische Schinken; das Wort Schinken wird aber von den Bewohnern dieser Gegenden Skinken gesprochen nach ihrer Gewohnheit, das sch in sk umzuwandeln. Eine Eigentümlichkeit des Landkreises Osnabrück bilden die vielen Kolonate, das sind einzelne Gehöfte, deren Häuser an der Giebelseite meistens grün oder blau bemalt sind, und deren Besitzer Kolone ge- nannt werden.

2. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 48

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
48 seines Vaters und suchte stets das Ansehen und die Macht seines Staates zur Geltung zu bringen und zu erhhen. Mit Holland stand er in gutem Einvernehmen. Brandenburgische Truppen machten es dem Prinzen Wil-Helm von Oranien mglich, seinen Zug nach England zu unternehmen und nach Vertreibung des Hauses Stuart den englischen Thron als Wilhelm Iii. zu besteigen. Als Ludwig Xiv. aufs neue Deutschland berfiel und die Psalz i. I. 1689 schrecklich verwsten lie, war es Friedrich, der dem Reichsheere mit 20000 Mann zu Hlfe kam, der, unbekmmert um die schweren Folgen, dem franzsischen Könige entgegentrat und ihm Bonn, Rheinbergen und Kaiserswerth entri und während des ganzen Krieges der Franzosen eifrigster Feind blieb.1) Ebenso brachte er dem Kaiser Leopold Hlfe in den Trken kriegen. Bei Salankemen (1691) fhrten brandenburgische Truppen den Sieg herbei2), die auch bei Zenta (1697) und bei Belgrad tapfer fochten. Aber wie sein Vater, so hatte auch Friedrich schlechten Dank vom Hause sterreich. Der schmhliche Ryswicker Friede (1697), in dem das Elsa an Frankreich abgetreten wurde, besttigte ihm nur die von seinem Vater errungenen Vorteile. Friedrich wute aber auf andere Weise sein Land zu vergrern. Im Jahre 1697 erwarb er durch Kauf von dem verschwenderischen Kurfrsten August Ii. von Kursachsen die Erbvogtei der Stadt und Stift Ouedlin-brg und die Reichsvogtei der die alte Reichsstadt Nordhausen. Als nchster mnnlicher Verwandter Wilhelms Iii. von Oranien erhielt er aus der oranischen Erbschaft 1702 die Grafschaften Singen und Mrs und 1707 Neufchatel und Valengin. In demselben Jahre kaufte er die Grafschaft Tecklenburg in Westfalen. der Friedrichs Teilnahme am spanischen Erbfolgekrieg siehe S. 45. In den ersten Jahren seiner Regierung berlie Friedrich seinem ehemaligen Erzieher, dem rechtschaffenen und charakterfesten Eberhard von Danckelmann, die Leitung der Staatsgeschfte. Dieser wollte das Beste des Landes; aber durch sein schroffes und abstoendes Wesen rief er allgemeine Mistimmung gegen sich hervor. Der Kurfürst selbst zog sich von Danckelmann zurck, weil er ihm der den groen Aufwand des prchtigen Hofhalts rcksichtslos Vorwrfe machte. In des Kurfrsten Gunst wute sich jetzt der pflzische Edelmann Kolb von Wartenberg, den Danckelmann einst selber an den Hof berufen hatte, einzuschmeicheln. Wartenberg, ein geschmeidiger Hofmann und Diplomat, ruhte nicht eher, als bis er Danckelmann gestrzt hatte. Auf unbegrndete Beschuldigungen x) Der Kurfürst Friedrich Iii. fordert von dem Kaiser die Rettung Straburgs. 1696. 2) Die Brandenburger in der Trkenschlacht bei Salankemen.

3. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 191

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
191 bis zum Po und Tessiuo und Jllyrieu und Dalmatren; ferner Salz-brg, Tyrol mit Vorarlberg und das Jnnviertel, welche Landschaften Bayern wieder herausgeben mute. Preußen, das auer den Abtretungen in Polen seine alten Besitzungen Ansbach und Bayreuth an Bayern, das wichtige Ostfriesland nebst Hildesheim, Goslar und Lingen an Hannover berlie, erhielt dafr auer Posen und dem greren Teil von Sachsen das Herzogtum Westfalen nebst Corvey und Dortmund und das Siegener Land, den grten Teil der jetzigen Rheinprovinz (die so lange umworbenen Her-zogtmer Jlich und Berg sowie die Erzbistmer Trier und Kln und die Stadt Aachen) und endlich schwedisch-Vorpommern nebst Rgen fr das an Dnemark berlassene Lauenburg (S. 192). Trotz dieser bedeutenden Erwerbungen blieb jedoch der uere Umfang des preuischen Staates hinter dem von 1795 und 1806 zurck. Was aber an Land eingebt wurde, wurde an Deutschtum gewonnen; unter allen Staaten hatte jetzt Preußen die meisten Unterthanen deutscher Zunge (14 Millionen). Sein Lndergebiet reichte, wenn auch von anderen deutschen Lndern, namentlich Hannover, unterbrochen, quer durch Deutschland von den Grenzen Rulands bis zur franzsischen Grenze, und damit siel ihm die natrliche Aufgabe zu, nach Ost und West fortan allezeit Deutschlands Hter und Schild zu sein und fr des gemeinsamen Vaterlandes Schutz und Ehre stets wach und gerstet sich zu halten. Bayern wurde fr die Abtretungen an sterreich durch Erwerbung der Rheinpfalz auf dem linken Rheinufer, durch das Groherzogtum Wrzburg, Aschaffenburg und die ihm zugefallenen frnkischen Gebiete Ansbach und Bayreuth so reichlich entschdigt, da sein Lndergebiet auf einen Umfang von mehr als 1300 Quadratmeilen mit 4 Millionen Einwohnern anwuchs. Hannov er, durch die Bemhung des Grafen Mnster zum Knigreich er-hoben, bekam durch die preuischen Abtretungen, ferner durch das Amt Meppen und die Grafschaft Bentheim einen nicht unbedeutenden Zuwachs. Von den brigen deutschen Staaten behielten Wrttemberg, Baden, Nassau und Hessen-Darmstadt den Umfang, zu dem sie es durch ihre Verbindung mit Napoleon gebracht hatten. Die mediatisierten Gebiete, aus denen zum Teil die Vergrerungen dieser frheren Rheinbundstaaten sich zusammensetzten, wurden nicht wieder hergestellt; auch den ehemals freien Stdten ging es nicht besser; nur vier, Hamburg, Lbeck, Bremen und Frankfurt a. M., wurden als selbstndige deutsche Staaten anerkannt, deren Gesamtzahl sich damit auf 38 belief.

4. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 35

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
35 Ich meines Orts, mache mir noch die Hoffnung, wenn Ew. K. M. obiges alles nach Ihrem hocherleuchteten Verstnde erwogen, da Sie von Ihrem getreuen Alliierten nicht absetzen, noch zu einem Partikular-Ver-trage sich entschlieen, sondern vielmehr alle Ihre Krfte dahin an-wenden werden, da durch Errichtung eines ehrlichen und bestndigen Universalfriedens dem Reiche eine ewig whrende Sicherheit und mir und anderenalliierten die vongott und Rechtswegen gebhrende Satisfaktion geschafft werden mge." Aber der Kaiser nahm sich des Kurfrsten nicht an, der nun, von allen preisgegeben, noch daran dachte, im Verein mit Dnemark den Franzosen die Spitze zu bieten. Als aber ein franzsisches Heer in Cleve und Mark einrckte, mute sich der Kurfürst endlich zum Abschlu des Friedens mit Frankreich verstehen. Derselbe erfolgte am 29. Juni 1679 zu St. Germain en Laye, westlich von Paris, ig?9 wo damals Ludwig Hof hielt. Der Kurfürst trat seine Eroberungen in Pommern an Schweden ab und durfte am rechten Oderufer nur einen kleinen Landstrich behalten. Bei der Unterzeichnung sagte der Kurfürst: Nicht der König von Frankreich ist es, der mich zum Frieden zwingt, sondern der Kaiser, das Reich, seine Verwandten und Bundesgenossen; dereinst werden sie es aber bereuen, wozu sie mich gezwungen, und ihr Verlust wird dann so groß sein wie jetzt der meine." *) Ludwigs Xiv. bergriffe. Die nchsten Jahre nach dem Nymweger Frieden bezeichnen den Hhepunkt von Ludwigs Xiv. Macht. Sein Uber-mut gegen Deutschland kannte keine Grenzen. Noch im Jahre 1679 errichtete er in Metz, Breisach, und Besanyon Gerichtshfe, die sogenannten Reunionskammern, mit der besonderen Aufgabe, zu untersuchen, welche Gebiete jemals zu den Stdten und Lndern gehrt htten, die im westflischen und Nymweger Frieden an Frankreich gekommen waren. Er berief sich dabei auf einige Bestimmungen dieser beiden Friedensschlsse, wonach die betreffenden Gebiete mit allen ihren Anhngseln" an Frankreich abzutreten seien und lie sich nun ganze Herrschaften und Städte, wie Zweibrcken, Saarbrcken, Sponheim, Mmpelgard, Lauterburg, Germersheim, Falkenburg, Bitsch u. a., zusprechen. Noch ehe das deutsche Reich zu Gunsten der beraubten Fürsten energische Schritte that und das Reichsheer gegen Frankreich entsandte, nahm Ludwig durch Louvois mitten im Frieden und mit Verhhnung alles Vlkerrechts am 30. Sept. 1681 durch den Verrat des Frstbischofs Egon von Frstenberg die freie Reichs- igsi stadt Strburg weg, von deren Wichtigkeit fr Deutschland Karl V. x) Der Friede von St. Germain nach dem Theatrum Europaeum. 3*

5. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 57

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
57 Leszinsky war vertrieben worden, und August Ii. hatte von Polen wieder Besitz er-griffen, die Dnen hatten den Schweden Bremen und Verden entrissen, und die Russen waren bis Vorpommern vorgerckt. Da sah sich die schwedische Regentschaft gentigt, Schwedens deutsche Besitzungen dadurch sicher zu stellen, da sie diese einer neutralen Macht anvertraute. Karl Xii., mit dem von Schweden aus immer Verbindung unter-halten wurde, gab dazu seine Zustimmung. So forderte nun die schwedische Regent-schast im Jahre 1713 den König von Preußen, Friedrich Wilhelm I., auf, Stettin und Wismar zu besetzen, diese Städte keiner andern Macht zu berlaffen, sondern sie gleich nach Beendigung des Krieges an Schweden zurckzuliefern. Aber der Befehlshaber von Stettin weigerte sich, diese Festung zu bergeben, und nun wurde sie von den Russen, Sachsen und Polen belagert und zur Ergebung gezwungen. So-gleich schlo Friedrich Wilhelm I. mit dem Zaren Peter und dessen Bundesgenossen den Vertrag zu Schwedt (1713), wonach er gegen Zahlung von 200000 Thalern Belagerungskosten Stettin bis zum knftigen Frieden in Gewahrsam nahm und auch Vorpommern bis zur Peene nebst Wolgast, Usedom und Wollin besetzte. Karl Xii. protestierte aber von der Trkei aus gegen die Beschlsse des Schwedter Vertrags, und als er im Jahre 1714 aus der Trkei zurckgekehrt war, wies er Friedrich Wilhelms Anerbietungen zu einem gtlichen Vergleich hochmtig zurck und forderte die sofortige bedingungslose Zurckgabe von Stettin. Nun wurde Friedrich Wilhelm I. der Bundes-genoffe Rulands, Sachsens und Dnemarks und erklrte Karl Xii. den Krieg. Im Jahre 1715 brach er mit seinen Truppen aus dem Lager von Stettin aus. Im Verein mit den Dnen wurde Stralsund blockiert, Usedom besetzt und die Peene-mnder Schanze von den Preußen erobert. Leopold von Dessau nahm die Insel Rgen ein und schlug Karl Xii., der zur Rettung herbeieilte, zurck. Dieser suchte nun Stralsund zu halten, aber nach heftigem Bombardement fiel die Stadt; Karl war auf einem Schiffe nach Schweden entkommen. Zum zweiten Male war Schweden von den Pommern frei, und auch die andern deutschen Besitzungen waren Schweden verloren gegangen. Im Jahre 1714 hatte der Kurfürst Georg von Hannover die schwedischen Besitzungen Bremen und Verden den Dnen abgekauft, und 1716 war Wismar von den Bundesgenossen genommen worden. Karl Xii. hatte in Schweden trostlose Zustnde angetroffen. Die Staatskasse war leer, das Land erschpft, eine mchtige Adelspartei sann auf den Sturz des Knigs. Aber Karl verlor den Mut nicht; durch die Eroberung des zu Dnemark gehrigen Norwegens wollte er den Verlust der Ostseekste ersetzen. Er fiel in das Land ein, wurde aber (1718) bei der Belagerung der Festung Friedrichshall erschossen. Friedensschlsse. Karls Nachfolgerin auf dem schwedischen Thron wurde seine Schwester Ulrike Eleonore, die Gemahlin des Erbprinzen von Hessen-Kassel. Sie schlo 1719 mit Hannover, 1720 mit Preußen den Frieden zu Stockholm, zuletzt 1720 mit Rußland 1721 den Frieden von Nystadt (in Finnland). Danach trat Schweden ab: 1. an Hannover die Bistmer Bremen und Verden; 2. an Preußen Stettin und Vorpommern links von der Oder bis zur Peene nebst Usedom und Wollin; 3. an Rußland die Ostseeprovinzen Livland, Esthland, Jngermanland und Kardien. Sachsen behielt Polen. Schweden hatte nun seine Gromachtstellung endgltig eingebt, diese bernahm zunchst Rußland und wenige Jahrzehnte spter Preußen.

6. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 107

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Stdtewesen einen verhltnismig jungen Ursprung hat. Bis dahin hatten den Handel wandernde Hausierer, Juden und Italiener, besorgt, die von Hof zu Hof zogen und meist noch gegen landwirtschaftliche Ertrgnisse ihre Waren, meist Luxusartikel, verkauften; den einfachen Bedrfnissen wurde am Herrenhof durch die von unfreiem Gesinde besorgten Geschfte des Bckers, des Brauers, Schmiedes, Schuhmachers u. f. w. gengt. Allmhlich stellte sich aber die Notwendigkeit von Mrkten heraus, wo fr grere Kreise die Gegenstnde zum Verkauf gebracht wurden. Zu Markt-Pltzen whlte man solche Punkte, die durch ihre Lage an Straenkreuzungen, an Bischofssitzen oder Abteien, an kniglichen Pfalzen und Burgen der Fürsten schon Verkehrsmittelpunkte waren. Die Besucher der Mrkte standen unter dem besonderen Schutz des Knigs, wofr ein Zoll erhoben wurde, und es bildete sich ein gemeinsames knigliches Marktrecht. Aus diesen Marktorten erwuchsen die ersten deutschen Städte, die zugleich Burgen, d. h. befestigt waren. So entstanden an Bischofssitzen Worms, Mainz, Kln, Trier, Basel, Passau, Regensburg, Augsburg, Wrzburg, Bamberg, Bremen, Hamburg, Mnster, Paderborn, Hildesheim, Naumburg, in Anlehnung an knigliche Pfalzen Goslar, Merseburg, Quedlinburg, Nrnberg, Frankfurt, Ulm, Wetzlar, Kolmar, Boppard, Aachen, bei frstlichen Residenzen und Burgen Mnchen, Braunschweig, Freiburg im Breisgau, im Zusammen-hange mit altberhmten groen Klstern St. Gallen, Fulda, Hersfeld. Die ursprngliche Bevlkerung der Städte bestand teils aus den Burg-mannen (Ministerialen) des Stadtherrn, welche die Besatzung ausmachten, teils aus Handelsleuten, die ihr Warenlager dort sicher wuten, teils aus Bauern, deren cker um die Stadt lagen, teils aus Handwerkern, die zuerst unfreie Leute waren, und aus zugewanderten unfreien Leuten, die als Tagelhner und Knechte verwendet wurden. An den Marktpltzen entstand auch der Geldverkehr. Da man aber fremden Mnzen mitraute, so wurde es blich, da jeder Marktort auch seine Mnzsttte erhielt und nur die am Orte selbst geprgten Mnzen als gesetzliches Zahlungsmittel galten, fremde muten umgewechselt werden. Das Muzrecht verlieh der König. Seitdem der König das Marktrecht auch auf Bischfe und weltliche Fürsten bertrug, erhielten auch diese das Mnzrecht. Der Stadtherr, der König, ein Bischof oder Fürst, lie in der Regel durch einen Burggrafen oder einen Vogt seine Hoheitsrechte und die Gerichtsbarkeit ausben. Als der Marktverkehr zunahm, und die Wohlhabenheit dadurch sich steigerte, wuchs die Selbstndigkeit der Stadtbewohner. Die Kaufleute ver-einigten sich zu Gilden, die Erleichterungen fr den rtlichen Verkehr schufen (Stapel, Wege). Die Handwerker wurden selbstndig, weil sie nicht

7. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 85

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
85 laden und nicht erschienen war, wurde er 1180 zu Wrzburg gechtet und seiner Allode und Lehen verlustig erklrt. Zu Gelnhausen wurde darauf der seine Herzogtmer folgende Verfgung getroffen: Bayern kam nach Abtrennung Steiermark^ das zum Herzogtum erhoben wurde, an Otto von Wittelsbach. Sachsen wurde zerstckelt: der stliche Teil (um Wittenberg) kam als Herzogtum Sachsen an Bernhard von Bavenstedt, Albrechts des Bren Sohn, der westliche Teil als Herzogtum Westfalen an den Erzbischof von Kln; die schsischen Bistmer Magdeburg, Bremen, Halberstadt, Hildesheim, die Städte Lbeck, Bremen und Hamburg sowie die Grafen von Holstein und Oldenburg wurden reichsunmittelbar. Heinrich suchte wohl mit Waffengewalt die Ausfhrung der kaiserlichen Bestimmungen zu hindern, aber nach vergeblichem Kampfe und nachdem ihn die meisten seiner Vasallen verlassen hatten, demtigte er sich auf dem Reichstage zu Erfurt 1181 vor dem Kaiser. Er erhielt seine Allodien Braunschweig und Lneburg zurck, mute aber in die Verbannung gehen. Er begab sich zu seinem Schwiegervater König Heinrich Ii. von England. Als nun die letzte der groen Territorialgewalten zertrmmert war, nahm die Zersplitterung des Reiches immer mehr zu. Diesem fehlte jetzt eine starke Vertretung im Osten und Norden, und Dnemark entzog sich seitdem der deutschen Lehnshoheit. Kaiser Friedrich stand auf der Hhe seiner Macht, als er am Pfingst-fest 1184 das groartige Reichsfest zu Mainz gab und die Schwertleite seiner Shne Heinrich und Friedrich feierte. Die Zeitgenossen sprechen von 20 000 Rittern, die auer den Fürsten bei dieser Gelegenheit sich um den Kaiser geschart htten. Deutsche und franzsische Dichter verherrlichten ihn als den mchtigsten unter den Herrschern und als eine Zierde der christ-lichen Ritterschaft. In demselben Jahre ging Friedrich zum letzten Male nach Italien und verlobte seinen Sohn Heinrich mit Konstanze, der Erbin des normannischen Reiches von Neapel und Sizilien. So groß war jetzt die Ergebenheit der Mailnder, da sie sich die Ehre, die Vermhlung der frstlichen Verlobten mit dem grten Aufwnde zu feiern, nicht nehmen lieen (1186). Am Abend seines Lebens trat Kaiser Friedrich eine Kreuzfahrt nach dem heiligen Lande an. Doch ehe er zum Ziele gelangte, ertrank er 1190 in den Fluten des Saleph in Eilicien. Er wurde ein Lieblingsheld der deutschen Sage, die ihn zum Vertreter eines macht- und glanzvollen deutscheu Kaisertums erhob; sie versetzte ihn in den Kyffhuserberg, wo die um den Berg flatternden Raben seinen Schlummer hten, und erwartete von seinem dereinstigen Wiedererwachen die Neugeburt deutscher Kaiserherrlichkeit.

8. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 191

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
seiner Verhandlungen diesen Zweck ganz und gar. Es wandte einzig und allein seine Thtigkeit mit Erfolg den Angelegenheiten der katholischen Kirche zu. Manche Mibruche der katholischen Kirche wurden beseitigt, die Glaubensstze genauer und klarer gefat und Bestimmungen der eine bessere Vorbildung und strengere Zucht der Geistlichen getroffen. Die Andersglubigen wurden als Ketzer verdammt. ueren Beistand fand die katholische Kirche durch die bayrischen Wittelsbach er und die Habs burger in Spanien und seit Maximilians Ii. Tode auch in Deutschland. Hier war auf Maximilian sein Sohn Rudolf Ii. (15761612) gefolgt. Unter diesem spanisch und jesuitisch erzogenen, willensschwachen und aberglubischen Kaiser machte die Gegenreformation nicht nur in den sterreichischen Landen sondern auch im brigen Deutsch-land groe Fortschritte. Die Jesuiten bemchtigten sich eines groen Teils der Schulen und Universitten, und unter ihrem Einflu fhrten die Herzge in Bayern die Gegenreformation durch. In Nordwestdeutschland, wo vielfach durch den Einflu der benachbarten evangelischen Fürsten und Adligen die Bistmer durch evangelische Bischfe besetzt waren, setzte jetzt die katholische Partei die Wahl strengkatholischer Bischfe durch. Herzog Ernst von Bayern wurde als Bischof von Lttich, Hildesheim und Mnster und als Erzbischos von Kln der eifrigste Streiter gegen den Protestantismus. Das Erzbistum Kln war ihm vom Papst bertragen worden, als der Erzbischos Gebhard Trnchse von Waldburg wegen seines bertrittes zum Protestantismus seines Amtes entsetzt worden war. Erzbischos Gebhard hatte auf den Beistand der protestantischen Fürsten gehofft, diese hatten es aber nicht verhindert, da er durch spanische Truppen aus seinem Erz-stist vertrieben wurde. Der Donauwrther Handel 1607. Auch gegen die protestantischen Bischfe eiferte die altkirchliche Partei. Sie setzte es durch, da der Administrator von Magdeburg sowie die anderen evangelischen Administratoren (Bezeichnung fr die Verwalter der scularisierteu Bistmer) von der Teil-nhme an den Reichstagen ausgeschlossen wurden. Darauf muten die Reichsstdte mit konfessionell gemischter Bevlkerung den Eifer der Papisten erfahren. Am schlimmsten erging es der kleinen, reichsunmittelbaren Stadt Donauwrth. Ihre Bevlkerung war durchaus lutherisch, nur hatte sich in der Stadt ein Kloster erhalten, dem aber vom Rat untersagt war, ffentliche Umzge zu halten. Nichtsdestoweniger zogen die Mnche in feierlicher Prozession durch die Straen der Stadt. Der Pbel strte sie, trat die Fahnen in den Kot und trieb die Mnche ins Kloster zurck. Da wurde auf die Vorstellungen des Herzogs Maximilian von Bayern,

9. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 205

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
205 gemein. Trotzdem der junge und thatkrftige Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg auf dem Reichstage zu Regensburg im Jahre 1640 mit allem Nachdruck fr den Frieden eintrat, begannen doch erst im Jahre 1643 die kaiserlichen Bevollmchtigten die Friedensunterhandlungen zu Mnster mit den Franzosen und zu Osnabrck mit den Schweden, die neben ihrer Sache zugleich die der Protestautischen Reichsstnde fhrten. Endlich kam am 24. Oktober 1648 der westflische Friede zustande.1) Gebietsvernderungen: 1. Frankreich wurde im Besitz von Metz, Tonl und Verdun besttigt und erhielt den Besitz des ganzen Elsa (auer Straburg), indem ihm Breisach, die Landgrafschaft Ober- und Niederelsa, der Sundgau mit Mhlhauseu und Belfort und die Landvogtei der 10 Reichsstdte (Kolmar, Schlettstadt, Hagenau, Weienburg u. a.) abgetreten wurde. Es sollten aber die unmittelbaren Reichsglieder in ihrer Reichsfreiheit belassen werden. 2. Schweden bekam als Reichslehen Vorpommern mit Rgen und Stettin mit den Odermndungen, die mecklenburgische Stadt Wismar und die Bistmer Bremen (ohne diese Stadt) und Verden als Herzogtmer. 3. Brandenburg erwarb den grten Teil von Hinterpommern und als Entschdigung fr das ihm seit dem Tode des letzten Herzogs von Pommern nach Erbrecht zustehende ungeteilte Pommern die Bistmer Halberstadt, Minden und Kammin als weltliche Frstentmer und die Anwartschaft auf das Herzogtum (bisher Erzbistum) Magdeburg. Dieses fiel nach dem Tode des Administrators August von Sachsen im Jahre 1680 an Brandenburg. 4. Bayern behielt die Oberpfalz mit der Kurwrde, während die Rhein Pfalz mit einer neu errichteten achten Kurwrde an Friedrichs V. Sohn, den Pfalzgrafen Karl Ludwig, zurckgegeben wurde. 5. Die Schweiz und die Niederlande wurden als selbstndig und unabhngig anerkannt. Die religisen Bestimmungen: Der Augsburger Religionsfriede vom Jahre 1555 wurde besttigt und auch auf die Reformierten aus-gedehnt. In Bezug auf das Recht der Ausbung der Religion und auf den Besitz der Kirchengter wurde das Restitutionsedikt vom Jahre 1629 aufgehoben und das Normaljahr 1624 angenommen, d. h. der Besitzstand des 1. Januar dieses Jahres sollte magebend sein. Danach wurden 2 Erzbistmer (Magdeburg und Bremen), 13 Bistmer und 6 Abteien *) Die Bestimmungen des westflischen Friedens.

10. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 206

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
206 protestantisch. 4 Erzbistmer (Mainz. Trier, Kln. Salzburg, 19 Bis-turnet und 8 Abteien katholisch. 1 Bistum (Osnabrck) abwechselnd Pro-testantisch und katholisch. Auf dem Reichstage sollte der kirchliche Fragen nicht durch Stimmenmehrheit sondern durch gtlichen Vergleich zwischen der evangelischen Korperschaft unter Leitung Kursachsens und der katholischen unter Leituna von Kurmainz entschieden werden. Den Landesherren blieb das Recht, solchen Untertanen, die durch das Normaljahr keine freie Religionsiibuug zugesichert erhalten hatten, die Religion vorzuschreiben (jus reformandi). D>e Verfassungsbestimmungen^ Diese fhrten die gnzliche Aus-lsnng der Reichseinheit und die Vernichtung der kaiserlichen Centralgewalt herbei. Allen Reichsstnden wurde die volle Landes-hoheit in Bezug auf die innere Verwaltung ihrer Lnder wie auf die auswrtige Politik eingerumt. Sie erhielten das Recht, unter sich und mit auswrtigen Staaten Bndnisse zu schlieen, nur mit dem Vorbehalt da solche nicht zum Nachteil von Kaiser und Reich oder ihrer anderen Mitstnde gebt werden durften. Danach wurde das Reich im wesentlichen ein Staatenbund selbstndiger Einzelstaaten. Der Kaiser behielt als Oberhaupt des Reiches kaum einen Schein semer frheren Macht. Die oberste Gewalt wurde dem Reichstag ber-tragen, der 240 Stimmen zhlte und sich in 3 Kurien schied. Die erste Kurie bildeten die 8 Kurfrsten, die zweite die Fürsten (69 geistliche, 96 weltliche), die dritte die Städte (61), wozu noch 2 Stimmen nicht gesteter Grafen und 4 fr smtliche Grafen und Herren kamen. An die einstimmigen Beschlsse der drei Kurien in der Gesetzgebung, der Steuer-bewilligung und der auswrtigen Politik war der Kaiser gebunden. Die Durchfhrung aller Friedensbestimmungen bernahmen Schweden und Frankreich, denen dadurch die Einmischung in alle inneren Reichs-angelegenheiten fr alle Zukunft frmlich gesichert war. Deutschland hatte seine einflureiche Stellung in Europa verloren; es war nach auen ohn-mchtig und der Eroberungssucht der Franzosen vom Oberrhein aus und der Schweden von der Oder- und Wesermndung aus preisgegeben. 3. Deutschlands innere Zustnde nach dem dreiigjhrigen Kriege. Der dreiigjhrige Krieg hatte Deutschland so tiefe Wnnden geschlagen, da es Jahrhunderte ntig hatte, um diese zu heilen, und in seiner Ent-Wickelung in Handel, Gewerbe, Wissenschaft, Kunst und Litteratur auf lauge Zeit gehemmt wurde. Von der reichen, schnen Kultur noch während der
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